Orte und Regionen im Byzantinischen Reich
Monemvasia im Byzantinischen Reich
Mal unabhängig davon, dass der Felsen der da aus dem Meer ragt nur wenige Meter vor der Ostküste der Peloponnes, ein gigantisches Naturschauspiel ist, bietet dieser Felsen auch eine kulturelle Bedeutung, welche nur den wenigsten bekannt sein dürfte. Der Felsen von Monemvasia ist lange Zeit das letzte verbliebene Territorium des Römischen Reiches. Monemvasia ist die letzte (Haupt-)Stadt des Römischen Reiches.
Lage Monemvasias
Etwa auf halber Strecke zwischen Piräus und Chania (Kreta) und etwa auf einer Linie mit den Inseln Milos und Ios liegt nur knapp 200 Meter (!!!) vor der Ostküste der Peloponnes der Felsen von Monemvasia, im südlichen Teil des Golfes "Kremmydi" (Zwiebel). Der Felsen erreicht eine Höhe von 198 Metern. Auf dem Felsen befindet sich die Zitadelle und auf der dem Land abgewandten Seite befindet sich der Ort Monemvasia.
Die Reisezeit zwischen Konstantinopel und Monemvasia hat während des Byzantinischen Reiches etwa 8 Tage betragen, die Reisezeit zwischen Thessaloniki und Monemvasia etwa 4,5 Tage. Heute dauert die Fahrt von Thessaloniki nach Monemvasia gut 9 Stunden und von Istanbul etwa 16 Stunden. Zwischen Mystras und Monemvasia liegen 92 Kilometer, welche in gut 1,5 Stunden abgefahren werden können.
Präbyzantinische Geschichte von Monemvasia
Am Nordwestufer des Golfes Kremmydi lag die in hellenischer und römischer Zeit die bedeutende Stadt Epidaurus Limira. Zwischen dem Felsen von Monemvasia, der sich im Süden des Golfes befindet, und Epidaurus Limira liegen nur etwa 3 Km Luftlinie. Es gibt nur zwei frühantike Quellen, welche den Felsen von Monemvasia erwähnen. Die erste Erwähnung ist die des Geographen und Historikers Strabon (62 v.Chr. bis 24 n.Chr.). Er berichtet, dass sich gegenüber von Epidaurus Limira auf dem Felsen das "Minoer Fort" befindet. Auch der Geograph Pausanias (110 n. Chr. bis 180 n. Chr.) berichtet von der "Akra Minoa", als er über seinen Besuch in Epidaurus Limira schreibt. Diese beiden Quellen legen nahe, dass auf dem Felsen von Monemvasia ein Minoischer Vorposten (Handelsstandort oder Militärstützpunkt) sich befunden haben muss.
Byzantinische Gründung von Monemvasia
Wann genau Monemvasia gegründet worden ist, ist nicht ganz klar. Grob gesagt erfolgte die Gründung im 6. Jahrhundert nach Christus. Die bekannte "Chronik von Monemvasia" beschreibt, dass Monemvasia im Jahr 583 n. Chr. von den Einwohnern der Stadt Sparta, welche aufgrund des Einfalls der Slawen auf der griechischen Halbinsel ihre Stadt verlassen haben, geründet worden ist. Der "Chronik von Monemvasia" widersprechen hier die archäologischen Funde. So gibt es Belege, dass die erste Bauphase der Kirche "Christou Elkomenou" (Ιερός Ναός του Ελκόμενου Χριστού) bereits aus der Regierungszeit des Justinians (527 bis 565) stammt. Ferner sind viele Umsiedlungen und Neugründungen durch Justinian belegt, auf deren Schema auch Monemvasia passt.
Frühes und Hochmittelalter in Monemvasia
In den Jahrhunderten nach der Stadtgründung, ob diese nun unter dem byzantinischen Kaiser Justinian oder unter Kaiser Maurikios stattgefunden hat, sei einmal dahingestellt, erlebt Monemvasia einen stetigen Aufstieg. Als eines der maritimen Zentren, welches die Handelsrouten zwischen Venedig und Konstantinopel sichert, ist die Stadt zum einen ständigen Angriffen von Arabern und Piraten ausgesetzt, zum Anderen entsteht durch den permanenten Ausbau auch eine kulturelle Blütephase, die vom 11. bis 12. Jahrhundert ihren Höhepunkt findet.
1147 belagert der Normane Roger II., König von Sizilien, Monemvasia. Die Einnahme misslingt, er muss sich unter großen Verlusten zurückziehen. 1204 wird Konstantinopel während des 4. Kreuzzuges von den Kreuzrittern eingenommen. Zunächst bleibt Monemvasia unter byzantinischer Hoheit, die erst vom Kaiserreich Nicäa ausgeübt und später dann vom Despotat Morea wird. Erst 1249 gelingt es dem Fürsten von Achaia Wilhelm II. von Villehardouin Monemvasia nach gut dreijähriger Belagerung einzunehmen. Lange Freude hat Wilhelm nicht an der Stadt. Bereits 1262 muss er Monemvasia auch schon wieder an den inzwischen wieder in Konstantinopel regierenden byzantinischen Kaiser Michael VIII. zurückgeben. Monemvasia gehört wider zum Byzantinischen Reich und zum Despotat Morea.
Monemvasia und die Eroberung Konstantinopels 1453
Obwohl die Hochphase Monemvasias im 14. und 15. Jahrhundert anhält, wird das Byzantinische Reich immer kleiner. Immer mehr Gebiete gehen an die Osmanen verloren. Der größte Schlag wird dem Oströmischen Reich am 29. Mai 1453 verpasst. Mehmet II. erobert Konstantinopel, Kaiser Konstantinos XI. Palaiologos fällt (wahrscheinlich) in der Schlacht. Mit der Eroberung der Hauptstadt und dem Tod Konstantinos´ wird sein Bruder Thomas Palaiologos Kaiser von Byzanz und regiert in Mystras. Auch Mystras wird von den Osmanen erobert (1460). Kaiser Thomas flieht ins Exil. Zunächst lebt er in Ancona und später in Rom. Mit den Gebieten des Kaiserreichs Trapezunt (südliche Schwarzmeerküste) und dem Fürstentum Theodoro (Teile der südlichen Krim mit dem heutigen Sewastopol) werden 1461 und 1475 die ohnehin schon wenigen Überbleibsel des Oströmischen Reiches noch weiter dezimiert.
Unter dem Strich bleibt ab 1475 vom mächtigen Römischen Reich mit seiner fast zweitausendjährigen Geschichte nur dieser eine kleine Felsen im Mittelmeer - Monemvasia.
Venezianische Zeit in Monemvasia
Mit dem Fall von Mystras 1460 übergibt Kaiser Thomas Monemvasia an den Papst, der die Stadt schützen soll. Die Einwohner Monemvasias merken, dass der Schutz des Papstes vor den Osmanen nicht ausreichen wird und unterstellen sich dem Schutz der Venezianer. Die Venezianer errichten eine Garnison und die Stadt erlebt einen Aufschwung, welcher aber nur bis zum ersten Venezianisch-Türkischen-Krieg andauert. Im Friedensvertrag von 1503 verliert die Stadt alle Besitzungen auf dem Festland, eine eigene Landwirtschaft findet somit nicht mehr statt.
Monemvasia kann noch bis 1540 gegen die osmanischen Türken gehalten werden. Im erneuten krieg verliert Venedig alle Besitzungen auf dem griechischen Festland (u. A. Nafplio) und auch Monemvasia. Monemvasia wird Teil des Osmanischen Reiches. Zahlreiche Einwohner verlassen daraufhin die Stadt und siedeln in andere venezianische Gebiete wie Naxos oder Kreta über.
In den Kriegen gegen die Osmanen gelingt es den Venezianern 1688 erneut Teile der Peloponnes zu erobern. Sie gründen das Königreich Morea (Regno di Morea), zu dem ab 1690 Monemvasia gehört. Bereits 1715 ist das Königreich Morea wieder Geschichte, die Osmanen erobern die Peloponnes zurück und behalten diese bis 1821.
Monemvasia vom griechischen Unabhängigkeitskrieg bis heute
Am 23. März 1821 beginnt der griechische Unabhängigkeitskrieg. Eine der ersten Städte, die von der Revolution erfasst werden ist Monemvasia. Die griechischen Unabhängigkeitskämpfer belagern die Festung und die Osmanen müssen diese am 23. Juli 1821 übergeben. Direkt im Anschluss an die Befreiung gerät die Stadt in den Sog des ersten griechischen Bürgerkrieges. Durch die diversen Belagerungen ziehen immer mehr Einwohner aus der Stadt weg. Monemvasia versinkt in absoluter Bedeutungslosigkeit.
Der Niedergang von Monemvasia hielt bis in die 1970er Jahre an. Erst 1964 hat Monemvasia Wasserleitungen erhalten, bis dahin mussten sich die Bewohner des Ortes durch die byzantinischen Zisternen mit Wasser versorgen. 1971 ist die Brücke zwischen dem an der Ostküste der Peloponnes gelegenen Ort Gefyra (gr.: Brücke) und Monemvasia gebaut worden. Ein Jahr später wird Monemvasia elektrifiziert.
Seit den 1980er Jahren ist der Niedergang Monemvasias gestoppt. Viele ursprünglichen Einwohner haben Ihre Häuser verkauft und diese sind renoviert und in Pensionen und Hotels umgewandelt worden. Monemvasia ist heute ein beliebter Touristenort. Zahlreiche Anbieter bieten Pauschalreisen nach Monemvasia an, viele Tagesausflügler besuchen von Athen aus den Ort. In Monemvasia sind heute viele restaurierte byzantinische Gebäude zu besichtigen. Die gut erhaltenen Verteidigungsanlagen und zahlreichen Kirchen lassen am frühen Morgen und am späten Abend, wenn die meisten Touristen weg sind, das alte Byzantinische Reich wiederaufleben.