Orte und Regionen im Byzantinischen Reich
Byzanz als Synonym für Ostrom
Keine Stadt steht ist wichtiger für das Byzantinische Reich als Konstantinopel. Mit der Hauptstadt Ostroms steht und fällt das Reich. Seit dem 16. Jahrhundert wird der Gründungsname Byzantion als Byzanz synonym verwendet für das Oströmische Reich. Die Umbenennung von Byzantion (Byzantium) in Konstantinopel und die Erhebung zur zweiten Hauptstadt des Römischen Reiches neben Rom durch Konstantin den Großen legt den Grundstein für ein Reich, dass über 1.000 Jahre überdauern wird.
Konstantinopel als Vorbild
Bereits kurz nach der verwaltungstechnischen Teilung des Römischen Reiches in einen West- und einen Ostteil ist der Prunk und der Luxus am Hofe Konstantinopels in Europa legender. Herrscher wie Karl der Große, Kaiser Otto I. und Weitere eifern dem Vorbild Konstantinopels nach. So lässt Karl der Große den Dom zu Aachen nach Vorbild byzantinischer Kirchen bauen. Auch im Osten lehnen sich Herrscher bei der Architektur an Konstantinopel und den byzantinischen Baustil an, so sind bei Umayyaden-Moschee in Damaskus und dem Felsendom in Jerusalem eindeutig byzantinische Elemente zu finden.
Lage Konstantinopels
Die alte Stadt Konstantinopel liegt auf einer Landzunge im europäischen Teil der heutigen Türkei. Konstantinopel ist von drei Seiten vom Meer umgeben, was die strategisch gute Lage und für Handel und Verteidigung ausmacht. Im Norden wird das alte Konstantinopel vom Goldenen Horn, im Osten vom Bosporus und im Süden vom Marmarameer begrenzt. Im Westen grenzt Konstantinopel an die Region Thrakien. Konstantinopel hat in Nordsüdrichtung die einzigen benötigten Landmauern.
Gründung als Byzantion
Konstantinopel ist um das Jahr 657 vor Christus als Byzantion von griechischen Siedlern aus Megara gegründet worden. Im Jahr 168 vor Christus beginnt die römische Herrschaft in der nun Byzantium genannten Stadt. Bis zur Spätantike ist Byzantium eine Stadt, welche keine entscheidende Rolle in der Politik Roms spielt und bis 320 nach Christus lediglich 15.000 Einwohner hat. Zum Vergleich Rom hat zu diesem Zeitpunkt 1.000.000 Einwohner, Alexandria und Ephesos haben jeweils 200.000 Einwohner und Thessaloniki hat in etwa 100.000 Einwohner.
Neugründung durch Konstantin den Großen
Konstantin der Große beginnt im Jahr 326 nach Christus die Stadt Byzantium zu einem zweiten Rom auszubauen und benennt die Stadt nach sich, wie es schon Alexander der Große mit Alexandria und Romulus mit Rom getan hat. Die zweite Hauptstadt des Römischen Reiches neben Rom wird am 11. Mai 330 nach Christus von Konstantin dem Großen offiziell eingeweiht. Um der "neuen" Stadt den Glanz Roms zu verleihen, lässt Konstantin der Große aus dem gesamten Reich Kunstwerke und Reliquien nach Konstantinopel bringen. Ein Beispiel dafür ist die Schlangensäule aus Delphi auf dem Hippodrom, die teilweise noch heute zu sehen ist.
Kaiserresidenz Konstantinopel
Zwischen 395 nach Christus, dem Krönungsjahr des Arkadios I. zum ersten byzantinischen Kaiser bis 1204 ist Konstantinopel die Hauptstadt des Byzantinischen Reiches. In der Hagia Sophia lassen sich die byzantinischen Kaiser krönen und leben im Konstantins-Palast (auch Großer Palast genannt) bzw. später im Blachernenpalast. Neben den Palästen in Konstantinopel gibt es lediglich in Thessaloniki noch einen weiteren Kaiserpalast.
Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer
Mit der Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzritter im Jahr 1204 wird der byzantinische Kaiser nach Nicäa vertrieben. Konstantinopel dient als Residenz des, durch die Kreuzfahrer des vierten Kreuzzuges gegründeten, Lateinischen Kaiserreiches. Die lateinischen Kaiser(-innen) Balduin I. von Flandern, Heinrich von Flandern, Jolanta de Courtenay, Robert de Courtenay und Balduin II. de Courtenay regieren ihr Reich aus dem Blachernenpalast in Konstantinopel heraus.
Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen
Dem Feldherren Michaels VIII. Alexios Strategopoulos gelingt es mit einer kleinen Armee Konstantinopel für seinen Kaiser im Exil zurückzuerobern. Michael VIII. zieht am 15. August 1261 in Konstantinopel ein. Michael VIII. macht den Konstantin-Palast zu seinem Hof, was von seinen Nachfolgern jedoch wieder geändert wird. Mit Konstantinos XI. Palaiologos stirbt am 29. Mai 1453 der letzte byzantinische Kaiser, der in Konstantinopel diesen Titel getragen hat, im Gefecht. Konstantinopel fällt an diesem Tag an die Osmanen unter Sultan Mehmed II.
Aus Konstantinopel wird Istanbul
Mehmed II. macht Konstantinopel zu seinem Regierungssitz. Unter seinen Nachfolgern wird sich dies auch nicht mehr ändern, lediglich die Benennung Konstantinopels wechselt zwischen 1453 und 1930 von Konstaniyye über Sehir-i-Azima (Einzigartige Stadt), Dersaadet (Pforte der Glückseligkeit) zum seit 1930 bis heute gebräuchlichen, vom griechischen (in die Stadt) abgeleiteten, Istanbul.
Istanbul heute
Die Metropolregion Istanbul hat heute etwa 20 Millionen Einwohner und zählt damit zu den größten Metropolregionen der Welt. Istanbul ist die größte Stadt in der Türkei und ist obwohl nicht mehr Hauptstadt das kulturelle Zentrum der Türkei. Aus dem kleinen Byzantion, welches nur die Südspitze der Halbinsel als Fläche gehabt hat, ist heute eine Stadt entstanden, welche auf zwei Kontinenten liegt und von vielen Menschen auch lange nach dem Fall des Byzantinischen Reiches als die aufregendste Stadt der Welt bezeichnet wird.
Byzantinisches Erbe in Istanbul
Im heutigen Istanbul sind noch einige Überreste des Byzantinischen Reiches zu sehen. Am beeindruckendsten ist die Hagia Sophia, die trotz zahlreicher Umbauten und Anbauten noch immer die Macht und Position Ostroms wiederspiegelt. Neben der Hagia Sophia sind im ehemaligen Regierungsviertel noch die Basilika Zisterne (Yerebatan Sarnici Versunkenes Schloß), die Hagia Irini Kirche, die wenigen Überreste des Hippodroms und des Konstantin-Palastes, die Hagios Sergios und Bachos Kirche (Kücük Aya Sofya Kleine Hagia Sophia) und die Konstantinische Seemauer. Westlich des Regierungsviertel befinden sich die Überreste der Konstantin-Säule (Cimberlitas Verbrannte Säule), das Eptapyrgion (Yedi Kule Siebentürme), die Theodosianische Landmauer, die noch fast vollständig erhalten ist, das Chora Kloster (Kariye Camii), mit seinen beeindruckenden Mosaiken und das Pammakaristos Kloster (Fethiye Camii).