Orte und Regionen im Byzantinischen Reich
Istrien im Byzantinischen Reich
Istrien ist heute als eine der Top-Urlaubsregionen um das Mittelmeer bekannt. Dass im katholischen Kroatien Kirchen von der Geschichte Istriens im Byzantinischen Reich zeugen, ist weniger bekannt. Für Byzanz spielt Istrien eine wichtige Rolle bei der Verteidigung der italienischen Besitztümer, welche bei der Restaurierung des Byzantinischen Reiches unter Justinian I. erobert werden konnten. Lange ist Istrien nicht in byzantinischen Besitz, doch wirkt die byzantinische Zeit in Istrien nach.
Lage Istriens
Istrien gehört heute zu Kroatien und bildet die Nordwestspitze des Landes an der Adria. Im Norden wird Istrien durch die Grenze zu Slowenien, im Westen von der Adria und im Osten durch die adriatische Kvarner Bucht begrenzt. Von der Nordwestspitze Istriens bis zur Südspitze sind es rund 50 Kilometer, von der Südspitze nach Opatija im Nordosten etwa 40 Kilometer und von Opatija nach Savudrjia sind es etwa 35 Kilometer jeweils Luftlinie. Auf den antiken Straßen ist Pula an der Südspitze Istriens etwa 1.700 Kilometer entfernt, was einer Reisezeit von 57 Tagen entspricht.
Griechische Stadtgründungen
Die Halbinsel in der nördlichen Adria ist bereits seit 12.000 vor Christus besiedelt, erste verzierte Keramik lässt sich auf das Jahr 6.000 vor Christus datieren. Um das Jahr 1.200 vor Christus erfolgt der Zuzug des Volkes der Histrier, welches Istrien noch heute den Namen gibt. Um das Jahr 1.000 vor Christus wird die heutige Stadt Pula von griechischen Siedlern gegründet. Der Legende nach sind die Gründer die Kolchis ( ), die Jason, der das Goldene Vlies geraubt hat, bis in die nördliche Adria verfolgt haben sollen.
Konflikt zwischen Histriern und Rom
Die Histrier leben von der Agrarwirtschaft, vom Seehandel und der Piraterie. Dem sich ausdehnenden Römischen Reich, ist die Histrier ein Dorn im Auge, da sie die römischen Handelsschiffe überfallen. Nachdem die Römer den nordöstlichen Teil der Italienischen Halbinsel erobert haben, wenden sie sich im Jahr 221 vor Christus den Histriern zu. Bis zum Jahr 178 vor Christus gelingt es den Römern Istrien einzunehmen. In der Folge gründen sie Städte, welche zum Teil noch heute existieren wie zum Beispiel Porec (als Parentium).
Weströmische Zeit in Istrien
Mit der verwaltungstechnischen Teilung des Römischen Reiches im Jahr 395 nach Christus fällt Istrien Westrom zu. Das Weströmische Reich wird im Jahr 476 nach Christus aufgelöst und Istrien Bis zu diesem Zeitpunkt ist Pula die wichtigste Stadt in Istrien und hat etwa 29.000 Einwohner. Bereits 481 nach Christus fallen die Ostgoten unter ihrem König Theoderich, der lange Zeit in am byzantinischen Hof in Konstantinopel als Geisel gelebt hat, in Istrien ein und machen die Halbinsel zu einem Teil ihres Reiches.
Istrien und die Justinianische Restauration
Die byzantinische Zeit in Istrien beginnt im Jahr 538 nach Christus als der Feldherr Belisar Istrien für das byzantinische Reich gewinnt. Die Stellung Byzanz in Istrien und der Italienischen Halbinsel ist zunächst alles Andere als stabil. Im Jahr 568 nach Christus fallen die Langobarden ein, können jedoch zurückgeworfen werden. Das Byzantinische Reich errichtet in der Folge das Exarchat Ravenna, was einer besseren Verteidigung der Grenzen dienen soll.
Kulturelle Blüte im Byzantinischen Reich
Istrien nimmt in der Folge einen enormen kulturellen Aufschwung. In Porec entsteht die Euphrasios Basilika und in Pula die Kirche Jungfrau Maria Farmosa erbaut. Neben den sakralen Bauten entstehen militärische und administrative Bauten, wie das byzantinische Militärlager auf der Brijuni-Insel, welches aus einer römischen Villa Rustica hervorgegangen ist. Der Frieden ist jedoch trügerisch, bereits Ende des 6. Jahrhunderts drängen Slawen und Awaren nach Istrien, die zunächst besiegt werden können. Ab dem Jahr 600 nach Christus gibt es Belege für die ersten Kroaten in Istrien.
Byzantinischer Verlust Istriens
Während Byzanz mit dem Bilderstreit beschäftigt ist und es auch zahlreiche Thronstreitigkeiten um Kaiserin Irene im Byzantinischen Reich gibt, erobern die Franken unter Karl dem Großen Istrien. Istrien wird Teil der Mark Friaul und geht nach dem Tod Karls des Großen an seinen Sohn Karlmann, der Italien und Istrien als Pippin regiert. Auf dem Konzil von Mantua im Jahr 814 wird geregelt, dass die Bistümer in Istrien dem römischen Papst unterstellt werden, was letztlich auch einen kulturellen Rückzug des Byzantinischen Reiches bedeutet.
Slawenapostel Kyrill & Method in Istrien
Besuch aus dem byzantinischen Reich erhält Istrien nochmals im Jahr 875 nach Christus, als die sogenannten "Slawenapostel" Kyrill und Method von Thessaloniki über Konstantinopel beginnen die slawischen Stämme zu missionieren. Mit dem Erstarken Venedigs um das Jahr 1000 beginnen die Spannungen mit dem Fränkischen Reich. Istrien bleibt trotz wechselnder Herrscherdynastien und Provinzzuordnungen bis in das 13. Jahrhundert Teil des Heiligen Deutschen Reiches.
Venezianisch-Österreichischer-Konflikt um Istrien
Die westlichen Küstenabschnitte Istriens werden im 14. Jahrhundert Venezianisch, das Hinterland geht an das Haus Habsburg. Im 16. Jahrhundert müssen die Venezianer und die Habsburger vor Feldzügen der Osmanen schützen, welche ihr Reich mit der Zeit bis fast nach Wien ausdehnen können. Im endenden 18. Jahrhundert kommt es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Venedig und den regierenden Habsburgern, mit der Folge dass die inzwischen österreichischen Monarchen bis 1813 Istrien für Österreich erobern.
Istrien bis heute
Istrien bleibt bis zum I. Weltkrieg österreichisch und kommt gemäß den Londoner Verträgen anschließend an Italien. Die faschistische Mussolini Diktatur unterdrückt die kroatische Bevölkerung, die sich nach dem II. Weltkrieg mit zahlreichen Massakern an der italienischen Bevölkerung rächt. Istrien wird nach dem II. Weltkrieg Teil des kommunistischen Jugoslawien unter Tito. Nach dem Zerfall Jugoslawiens zum Ende des 20. Jahrhunderts wird Istrien Kroatisch.
Byzantinisches Erbe in Istrien
Aus der byzantinischen Zeit sind in Istrien heute noch einige Sehenswürdigkeiten erhalten. Die byzantinische Euphrasios Basilika in Porec ist 1997 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden. Sie ist eine besterhaltendsten byzantinischen Kirchen weltweit und kann sich mit den Kirchen des Byzantinischen Reiches in Istanbul und Thessaloniki messen. In Pula ist eine der südlichen Kapellen der Kirche Jungfrau Maria Formosa erhalten. Die Kirche trägt den Beinamen Formosa, da sie wunderschön mit Mosaiken ausgeschmückt gewesen ist. Teile der alten Kirche sind im Archäologischen Museum von Pula und im Marcus Dom in Venedig zu sehen.
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