Geschichte des Byzantinischen Reiches im Überblick
Tod Konstantins des Großen
Mit dem Tod Konstantins des Großen am 21. Mai 337 nach Christus ist der kometenhafte Aufstieg der Stadt Byzantion später Byzantium und ab 330 nach Christus Konstantinopel nicht beendet. Im Gegensatz zum übrigen Römischen Reich prosperiert die neue Hauptstadt am Bosporus.
Die Nachfolger Konstantins des Großen
Die Nachfolge Konstantins des Großen tritt sein Sohn Constantius II, welcher nach seinem Großvater benannt ist, an. Constantius II. stärkt den Senat von Konstantinopel indem er ihn 359 nach Christus mit dem römischen Senat rechtlich gleichstellt. Er führt auch das Amt des Stadtpräfekten ein, bis zu diesem Zeitpunkt wird Konstantinopel von Prokonsulen verwaltet. Mit der Aufwertung des konstantinopolitischen Senats hat das Gesamtrömische Reich zwei gleichberechtigte Senate, was den Lauf der Geschichte entscheidend prägen wird.
Der letzte Gesamtrömische Kaiser
Bis in das Jahr 392 nach Christus wird das Römische Reich von jeweils zwei Kaisern regiert. Mit dem Tod des Valentians II. wird Theodosios I., der bis dahin im Osten herrschte, zum alleinigen römischen Kaiser. Theodosios I. ist der letzte alleinherrschende Kaiser des Römischen Reiches. Mit seinem Tod 395 nach Christus wird die Macht im Römischen Reich aufgeteilt. Theodosios I. ist es auch, der das Christentum zur Staatsreligion erhebt und die Anbetung der alten Götter unter Strafe stellt.
Erstes Konzil von Konstantinopel
381 nach Christus lädt Theodosios I. die Bischöfe des Römischen Reichs zu einem zweiten (dritten, wenn das Konzil von Antiochia mitgezählt wird) Konzil nach Konstantinopel ein. Auf diesem Konzil wird die noch heute gebräuchliche Fassung des Glaubensbekenntnisses verabschiedet, welches alle christlichen Kirchen gemein haben.
Teilung der Herrschaft in Westrom und Ostrom
Theodosios I. stirbt 395 nach Christus und das Römische Reich wird verwaltungstechnisch in einen Ost- und einen Weströmischen Teil unter den Söhnen Theodosios I. aufgeteilt. Bei dieser Aufteilung ist wichtig zu erwähnen, dass nicht das Römische Reich an sich geteilt worden ist, sondern lediglich die Herrschaft und Verwaltung. Schon Kaiser Diokletian (284-305 nach Christus) erhoffte sich eine bessere Organisation des Reiches durch die Aufteilung der Verwaltung. Rechtlich gesehen, sind die Beschlüsse und Verordnungen der jeweiligen Kaiser im gesamten Römischen Reich bindend. Da Beschlüsse und Verordnungen dem jeweils anderen Regenten im anderen Teil des Reiches übermittelt und von diesem bestätigt werden müssen, bilden sich jedoch unterschiedliche Rechtsprechungen und religiöse Verordnungen heraus. Dass das Römische Reich niemals als solches geteilt worden ist, ist wichtig für das Selbstverständnis von Konstantinopel und dem Byzantinischen Reich. Bis zur Eroberung Konstantinopels am 29. Mai 1453 durch die Osmanen, ist das Byzantinische Reich der Fortbestand des antiken Römischen Reichs.
Erster byzantinischer Kaiser Arkadios I.
Als erster Kaiser des Oströmischen Reichs gilt der jüngere Sohn des Theodosios I. Arkadios. Er regiert von Konstantinopel das Oströmische Reich von 395 bis 408 nach Christus. In seine Amtszeit fallen der Frieden mit dem persischen Sassanidenreich, Konflikte mit dem westlichen Teil des römischen Reichs um die Provinz Illyricum (heute: Teile von Slowenien, Kroatien, Serbien, Montenegro, Albanien, des Kosovos und von Nordmazedonien) und der Kirchenstreit mit dem Erzbischof von Konstantinopel Johannes Chrysostomos.
Theodosianische Mauer in Konstantinopel
Bereits weniger als 100 Jahre nach der Neugründung als Konstantinopel ist die von Konstantin dem Großen gezogene Stadtgrenze zu klein. Unter Theodosios II. wird die Stadt erweitert und eine neue Stadtmauer, die Theodosianische Mauer erbaut. Die Theodosianische Mauer bietet Konstantinopel Schutz bis 1453 und ist heute noch in Istanbul zu sehen. Theodosios II., der als Herrscher maßgeblich unter dem Einfluss seiner Frau Kaiserin Eudokia steht, stirbt 450 nach Christus nach 42 Jahren als Kaiser Ostroms bei einem Reitunfall. Zu seinem Erbe zählt neben der Erweiterung Konstantinopels der Codex Theodosianus, der eine bindende Gesetzessammlung für Ost- und Westrom ist und Eingang in die Rechtsprechung einiger anderer Völker außerhalb des Römischen Reichs hielt.
Erstes Kirchenschisma
Der Nachfolger Theodosios II. als Oströmischer Kaiser Markian beruft 451 nach Christus ein weiteres Konzil nach Chalkidon ein, welches zur bis heute andauernden Abspaltung der Orientalisch-Orthodoxen Kirchen (Äthiopisch Orthodoxe, Armenisch Apostolisch, Eritreisch Orthodoxe, Koptischen, Malankara Orthodox-Syrische und Syrisch-Orthodoxe Kirche) führt. Eine weitere bedeutende Entwicklung des Konzils stellt die Erhebung des Erzbistums Konstantinopel zum Patriachat dar. Der Patriarch von Konstantinopel und vorher die (Erz-) Bischöfe von Konstantinopel leiten ihren Führungsanspruch auf den Apostel Andreas zurück, im Gegensatz zum Papst in Rom, der sich auf den Apostel Petrus beruft.
Das Ende Westroms
Das Ende des westlichen Teils des Römischen Reichs fällt in die Regierungszeit des Oströmischen Kaisers Zenon. Bereits Zenos Vorgänger erkennt Julius Nepos als Weströmischen Kaiser an. Im Oktober 475 nach Christus wird Julius Nepos durch einen Militärputsch aus Rom nach Dalmatien vertrieben. Der Anführer des Putsches Orestes hievt seinen Sohn Romulus Augustus auf den Weströmischen Thron. Romulus Augustus wird vom Oströmischen Kaiser Zenos nie anerkannt, Zeno hält an Julius Nepo fest. In der Folge rebelliert das aus germanischen Söldnern bestehende Weströmische Heer, unter dem von thüringischer und skirischer Abstammung stammenden Odoaker, gegen den eingesetzten Romulus Augustus und setzen ihn am 23. August 476 nach Christus ab. Von seinen Soldaten lässt er sich zum Rex Italiae ausrufen. Odoaker entsendet eine Senatsdelegation nach Konstantinopel. Er möchte zum Patricius (Regierungschef) erhoben werden und sendet die weströmischen Reichsinsignien nach Konstantinopel.
Beginn der Justinianischen Dynastie in Ostrom
Auf Zeno folgt Anastasios I. Da Anastasios I. keine Söhne hat und auch keinen Nachfolger benannt hat, geht die Kaiserkrone auf Justin I. über. Justin I. regiert das Byzantinische Reich von 518 bis 527 nach Christus und ist der Stammvater der Justinianischen Dynastie in Ostrom. Justin I. Amtszeit ist geprägt vom Dialog mit dem Papst, der nach wie vor in Rom sitzt und den beginnenden Spannungen mit den Goten. Schon seit seiner Krönung zum Augustus ist getreu der römischen Tradition Justinian sein Caesar.
Justinian I. und die Hagia Sophia
Mit dem Tod Justins I. beginnt für das Byzantinische Reich die erste Blütephase. Am 1. August 527 wird Justinian, der später der Große genannt wird, als Justinian I. zum Kaiser gekrönt. Justinian I. verändert das Byzantinische Reich nachhaltig. Die Amtszeit beginnt mit der Schließung der Athener Akademie 529 nach Christus und dem Nika-Aufstand 532 nach Christus, als sich die Bevölkerung gegen den Kaiser erhebt und unter Anderem den Vorgängerbau der Hagia Sophia zerstört. Bei der Niederschlagung des Nika-Aufstandes sterben etwa 20.000 Menschen. Justinian der Große lässt die Hagia Sophia wiederaufbauen, wobei die Pläne angeblich auf ihn persönlich zurückgehen sollen, und konzipiert die Kirche als Zentrum des christlichen Glaubens in der entsprechenden Größe. Durch ein Erdbeben wird die Kuppel, der 537 nach Christus fertiggestellten Kirche, 558 nach Christus zerstört und in den Jahren bis 562 nach Christus wiederaufgebaut. Die Hagia Sophia ist bis zur Neuerrichtung des Vatikans 1530 die größte christliche Kirche der Welt. Neben der Hagia Sophia lässt Justinian der Große auch den Palast in Konstantinopel neu erbauen und er richtet Zisternen für die Trinkwasserversorgung der Stadt ein.
Codex Justinianus
Justinian der Große verfasst in den Jahren 529 bis 534 nach Christus in mehreren Ausgaben und Auflagen den Codex Justinianus, welcher eine Sammlung des römischen Rechts darstellt und die Rechtsprechung des byzantinischen Reichs bis an das Ende und auch mitteleuropäische Herrscher im Mittelalter und der frühen Neuzeit prägt. 541 nach Christus grassiert die Beulenpest in Konstantinopel und lässt die Bevölkerungszahl dramatisch sinken. 548 nach Christus stirbt die in ihrem Rang ihrem Ehemann Justinian ebenbürtige Kaiserin Theodora I. Theodora I. soll einen großen Einfluss auf ihren Mann ausgeübt haben.
Justinians I. Außenpolitik
Auch außenpolitisch ist Justinian I. erfolgreich. Er schließt 532 nach Christus Frieden mit den Persern, wobei er das Byzantinische Reich zu tributpflichtigen der Perser macht. Auf den ersten Blick klingt dies zwar nicht als Erfolg, jedoch schafft es Justinian der Große so, seinen Traum vom wiederhergestellten Römischen Imperium mit Soldaten, die nicht an der Ostgrenze des Reiches gebunden sind, zu verwirklichen. Mit seinen Feldherren Belisar und Narses gelingt es Justinian dem Großen Nordafrika, Südspanien, Teile des heutigen Südfrankreichs, Istrien, Sardinien, Korsika und zeitweise ganz Italien zu erobern.
Der Tod Justinians I.
Justinian der Große stirbt am 14. November 565. Nach seinem Tod wird kein byzantinischer Kaiser mehr über ein flächenmäßig größeres Gebiet herrschen. Der Tod Justinians stellt für viele Historiker das Ende der Antike dar.
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