Geschichte des Byzantinischen Reiches im Überblick
Das Mittelalter beginnt im Byzantinischen Reich
Mit dem Tod Justinians des Großen 565 nach Christus tritt das Byzantinische Reich in das Mittelalter ein. Bereits kurz nach dem Tod Justinians des Großen fallen die Langobarden im Norden Italiens ein und Erobern diesen Teil des Byzantinischen Reiches. Durch ständige Angriffe der Perser, Avaren, Slawen und der germanischen Stämme ist es Byzanz nicht möglich seine Grenzen auch gegen die Langobarden zu schützen.
Beginn der Islamischen Expansion
Im Jahr 642 nach Christus erobern die Perser während der sogenannten Islamischen Expansion Syrien, Palästina und Ägypten. Im Besonderen der Verlust Ägyptens wiegt für das Byzantinische Reich schwer, da Ägypten die Kornkammer des Byzantinischen Reiches ist.
Belagerung Konstantinopels durch die Perser
Bei der Seebelagerung Konstantinopels durch die Perser im Jahr 677 kommt zum ersten Mal das "Griechische Feuer" zum Einsatz. Das von den Byzantinern flüssiges Feuer genannte Griechische Feuer ist die effektivste Waffe des Byzantinischen Reichs und sichert ihm die Seehoheit im östlichen Mittelmeer bis zur Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzritter im Jahr 1204. Die Zusammensetzung des Griechischen Feuers ist im Byzantinischen Reich als Staatsgeheimnis behandelt worden und bis heute unbekannt.
Das Byzantinische Reich verliert Afrika
Im Jahr 698 nach Christus geht das Exarchat Kathargo als letzter Teil des Byzantinischen Reiches in Afrika an die Araber verloren. Die Grenzen des Byzantinischen Reiches beginnen sich immer enger um die Hauptstadt Konstantinopel zu ziehen.
Beginn des byzantinischen Bilderstreits
Im Jahr 726 nach Christus beginnt der sogenannte byzantinische Bilderstreit. Im Bilderstreit stehen sich Ikonodulen (Ikonenverehrer) und Ikonoklasten (Ikonenzerstörer) gegenüber. Beinflusst vom Muslimischen Glauben, der keine Darstellung Allahs, des Propheten oder anderer Personen zulässt, werden im Byzantinischen Reich Ikonen verboten. Die genaue Ausgangslage und die tatsächlichen Handlungen der Ikonoklasten bleiben im Dunkeln, da hauptsächlich ikonodulische Quellen erhalten und auswertbar sind.
Die erste Phase des Bilderstreites
Die erste Phase des Byzantinischen Bilderstreits wird auf dem zweiten Konzil von Nikäa 787 nach Christus beendet. Das Konzil einigt sich darauf, dass Christus und die Heiligen auch eine menschliche Natur besitzen und daher auch dargestellt werden können, im Gegensatz zu Gott und dem Heiligen Geist. Um die Anbetung auf Christus bzw. die Heiligen zu konzentrieren und nicht auf die Ikone an sich, werden alle Ikonen mit den Namen der jeweiligen Heiligen beschriftet.
Höhepunkt des Bilderstreites
Den Höhepunkt erreicht der Byzantinische Bilderstreit in der zweiten Phase. Den ikonodulen Kaisern nach dem zweiten Konzil von Nikäa ist weder das Kriegsglück holt, noch gelingt ihnen innenpolitisch Großes. Kurz nach seinem Amtsantritt als byzantinischer Kaiser verbietet Leo V. die Ikonen erneut und verfolgt die Ikonodulen. Im Zusammenhang mit der Ikonodulen-Verfolgung des Leo V. und seiner Nachfolger Michael II und Theophilos kommt es zu großangelegten Zerstörungen von Ikonen im gesamten Byzantinischen Reich.
Vorläufiges Ende des Bilderstreites
Der Bilderstreit wird erst nach dem Tod Theophilos beendet. Die, für ihren minderjährigen Sohn Michael III. regierende, Witwe Theophils Theodora erlässt 843 nach Christus ein Edikt, welches die Ikonenverehrung wieder gestattet. Mit der Wiedereinführung der Ikonenverehrung werden auch die Schriften der Ikonoklasten vernichtet, so dass heute der Bilderstreit nur aus der Perspektive der Ikonodulen überliefert ist.
Slawenapostel Kyrill & Method
Die in Thessaloniki geborenen Brüder Konstantinos und Michail werden 863 nach Christus vom byzantinischen Kaiser Michael III. zur Missionierung der Slawen nach Osteuropa entsandt. Später nehmen die Geschwister die Namen Kyrill und Method an und werden unter diesen Namen vor allem in Osteuropa als heilige "Slawenapostel" verehrt. Kyrill entwickelt im Zuge der Missionierung die erste slawische Schrift, die Glagoliza.
Konstantinos VII. Porphyrogenitos
Mit Kaiser Konstantinos VII. Porphyrogenithos, der zwischen 913 bis 959 nach Christus regiert erlebt das Byzantinische Reich eine kulturelle Blütephase, die nach der Dynastie Konstantinos VII. als "Makedonische Renaissance" bei den Historikern bezeichnet wird. In dieser Phase entstehen viele Kirchen und die Geschichtsschreibung wird gefördert. Kaiser Konstantinos VII. selbst verfasst einige Bücher zum Staatswesen im Byzantinischen Reich. Zu seinen bekanntesten Büchern gehört "De thematibus", "Narratio de imagine Edessena", "De administrando imperio", "De ceremoniis aulae byzantinae" und "Oratio at milites". Die Schriften sind in Griechisch verfasst. Die lateinischen Titel stammen von dem niederländischen Altphilologen Johannes van Meurs, der die Bücher Konstantinos` VII. im Jahr 1611 erstmals veröffentlicht. In dem Titel "De ceremoniis aulae byzantinae" (Originaltitel: , "Zur Ordnung im Reich") wird der "Byzantinische Hof" als Synonym für den Oströmischen Hof gebraucht und ist damit eine der ersten Benennungen Ostroms als byzantinisch.
Byzanz im Heiligen Römischen Reich
In Westeuropa strebt Otto I. die Macht im Heiligen Römischen Reich an. Er verheiratet 972 nach Christus seinen Sohn, den späteren Kaiser Otto II., mit Theophania (im Deutschen Theophanu), der Nichte des byzantinischen Kaisers Johannes I. Tzimiskis. Otto I. möchte auf diesem Weg Frieden mit Byzanz schließen und die beiden Kaiserreiche einen. Theophanou ist die Mutter des späteren deutschen Kaisers Otto III. Nach dem Tod ihres kaiserlichen Gemahls ist Theophanou Regentin des Heiligen Römischen Reiches für ihren noch unmündigen Sohn. Theophanou ist eng mit der Stadt Köln verbunden und ist dort in der Kirche des Heiligen Panteleimon bestattet. Noch heute ist das Erbe Theophanous in Köln mit den Straßennamen "Großer Griechenmarkt" und "Kleiner Griechenmarkt" und den Überresten der Griechenpforte lebendig.
Das Byzantinische Reich und Papst Leo IX.
Zu Beginn des 11. Jahrhunderts belagern die Normannen das byzantinische Sizilien und Süditalien. Der Papst bietet dem byzantinischen Gouverneur Schutz vor den Normannen, wobei die Bedingungen für Byzanz unannehmbar sind. Papst Leo IX. fordert für seinen Schutz von den byzantinischen Süditalienern die Anerkennung seines Führungsanspruches über alle anderen Patriarchen und die Einführung des lateinischen Ritus in den Kirchen Süditaliens. Die Patriarchen von Alexandria, Jerusalem, Antiochia und Konstantinopel sehen keinen Grund sich dem Patriarchen von Rom (Papst) zu unterwerfen und verwerfen das Angebot Papst Leos IX., ferner führt Michail Keroullarios den orthodoxen Ritus in den katholischen Kirchen in Konstantinopel ein. Da sich die katholischen Kirchen in Konstantinopel wiedersetzen werden sie geschlossen.
Das morgenländische Schisma von 1054
Der Papst entsendet im Jahr 1054 den deutschen Kardinal Humbert von Silva Candida nach Konstantinopel, um mit dem Patriarchen zu verhandeln. Kardinal Humbert, vollkommen überfordert mit der griechischen Mentalität Byzanz`, zerbricht nicht nur alles Mögliche diplomatische Porzellan, indem er dem Patriarchen davon in Kenntnis setzt, dass dieser dem Papst gehorsam schuldet, er tritt auch in jeden interkulturellen Fettnapf, der sich ihm bietet, indem er fordert die Ostkirche soll ihren Irrweg aufgeben, und zerreißt (Schizei) das Tischtuch mit dem byzantinischen Kaiser Isaak I., indem er von ihm fordert, die Orthodoxe Kirche von ihrem Irrweg zu geleiten. Dies alles serviert er in einer Bulle auf dem Altar der Hagia Sophia in Konstantinopel. Das Sahnehäubchen ist die Exkommunikation des Patriarchen von Konstantinopel, der wiederum Papst Leo IX. exkommuniziert. Freundlicherweise nimmt der byzantinische Kaiser Isaak I. Kardinal Humbert in Schutzhaft bevor in der griechische Mob lyncht. Mit der Gegenseitigen Exkommunikation des Patriarchen und des Papstes ist die bis heute anhaltende Trennung der Orthodoxen von der Katholischen Kirche perfekt. Parallelen zur heutigen Zeit sind rein zufällig.
Galata und Pera
In den folgenden Jahren werden zahlreiche Versuche unter nachfolgenden Päpsten und Patriarchen unternommen das Schisma der Kirchen zu überwinden, jedoch sind scheitern diese an religiösen und politischen Fragen. Das kirchliche Schisma hindert Byzanz nicht daran mit Venedig im Jahr 1082 einen Vertrag zu schließen, welcher der aufstrebenden Seemacht Venedig Handelsprivilegien im Byzantinischen Reich sichert, im Gegenzug bietet Venedig Schutz gegen die Normannen und die Osmanen. Auf der, der Altstadt von Konstantinopel gegenüberliegenden, Seite des Goldenen Horns entstehen Handelsniederlassungen der Venezianer mit den Städten Galata und Pera.
Das Lateinerprogrom
Neben Verträgen mit Venedig werden im Jahr 1111 mit Pisa und 1170 mit Genua Handelsverträge geschlossen. Byzanz gerät zwischen die Machtkämpfe Pisas, Genuas und Venedigs. In der Bevölkerung sind die sogenannten "Lateiner" auch nicht beliebt, da sie nicht als Schutzmacht und Handelspartner sondern als Eroberer gesehen werden. Der lateinische Kirchenritus der Westeuropäer bringt weitere Konflikte mit den orthodoxen Einwohnern Konstantinopels. 1171 wird das Vermögen der Venezianer in Konstantinopel beschlagnahmt. Auslöser ist das Niederbrennen des pisanisch und genuesisch geprägten Stadtteils Pera, für das die Venezianer verantwortlich gemacht werden. Venedig, bis dahin mit Byzanz verbündet, entsendet seine Kriegsflotte, die aufgrund von diplomatischen Winkelzügen des Byzantinischen Reiches und Seuchen an Bord Konstantinopel nicht angreifen kann. Obwohl zwischen Byzanz und Venedig ein 1177 ein Friedensvertrag unterzeichnet wird, kommt es 1182 zum sogenannten "Lateinerpogrom", bei dem ein Massaker an der italienischen Bevölkerung verübt wird und die überlebenden werden aus Konstantinopel vertrieben.
Linkempfehlungen:
Thessaloniki im Byzantinischen Reich: https://www.thessaloniki-staedtereise.de/thessaloniki-geschichte/thessaloniki-geschichte-byzanz/