Geschichte des Byzantinischen Reiches im Überblick
Beginn der Dynastie der Palaiologen
Mit der Rückeroberung Konstantinopels am 25. Juli 1261 ist das Byzantinische Reich wieder Herr im eigenen Haus. Da das Reich und insbesondere die Hauptstadt Konstantinopel von den Kreuzrittern finanziell und kulturell vernachlässigt worden ist, tritt der byzantinische Kaiser Michael VIII. Palaiologos ein schweres Erbe an.
Versuch das Kirchenschisma zu überwinden
Im Jahr 1274 versucht Michael VIII. durch die sogenannte Union von Lyon das Byzantinische Reich vor dem Zugriff Europas zu schützen. In der auch zweites Konzil von Lyon genannten Synode unter Papst Gregor X., unterwirft Michael VIII. die orthodoxe Kirche dem Papst in Rom. Er verspricht sich dadurch Schutz vor Karl von Anjou, König von Sizilien, der ein Auge auf das Gebiet des Byzantinischen Reiches geworfen hat. Zurück in Konstantinopel wird die Vereinbarung mit dem Papst durch den Wiederstand der orthodoxen Kirche und der griechischen Bevölkerung gebrochen. Die Gräueltaten der Lateiner im Byzantinischen Reich zwischen 1204 und 1261 sind zu frisch und die Erinnerung daran zu lebendig, als dass eine Übereinkunft möglich wäre.
Bedrohung des Byzantinischen Reiches
Die Byzantinischen Kaiser sehen im Westen die größte Gefahr für das Byzantinische Reich, dabei wird die Ostgrenze des Reiches aus dem Auge verloren. Die Osmanen, die sich aus dem Sultanat der Rum-Seldschuken hervorgehen, weiten ihren Machtbezirk immer weiter nach Westen aus. Die Osmanen belagern die byzantinischen Städte Bursa und Nicäa und erobern diese 1326 bzw. 1331 vom Byzantinischen Reich. Die Osmanen unter Osman machen Bursa zur neuen Hauptstadt des Osmanischen Reiches.
Blütephase Thessalonikis
Die Mitte des 14. Jahrhunderts ist geprägt von Bürgerkriegen und der kulturellen Blüte Thessalonikis. Unter den Palaiologen, die Thessaloniki besonders fördern, entstehen viele neue Kirchen, welche heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. In Thessaloniki findet zwischen 1342 und 1349 der sogenannte Zelotenaufstand statt. Bei den Zeloten handelt es sich nicht um Nachfahren der altjüdischen Zeloten. Die Zeloten von Thessaloniki rufen eine unabhängige Republik Thessaloniki aus, die demokratisch regiert wird. Thessaloniki ist damit der erste demokratisch regierte Staat nach der Antike. 1349 wird der Zelotenaufstand vom Byzantinischen Reich niedergeschlagen.
Die schwarze Pest im Byzantinischen Reich
1347 muss das Byzantinische Reich mit einen neuen Gegner kämpfen, der schier übermächtig zu sein scheint. Konstantinopel ist eine der ersten Städte in Europa, in der die Pest ausbricht. Der sogenannte Schwarze Tod entvölkert weite Teile Europas und trifft Konstantinopel ganz massiv. Einiger zeitgenössischer Quellen, die jedoch mit Vorsicht zu genießen sind, zufolge, sterben 85 % der Bevölkerung Konstantinopels. Im Übrigen Byzantinischen Reich scheint die Pest nicht ganz so massiv gewütet zu haben, da die Pest nicht einmal erwähnt wird in griechischen Büchern.
Osmanische Eroberungen
Zwischen 1354 und 1402 erobern die Osmanen weite Teile des byzantinischen, Serbischen und Bulgarischen Reiches auf dem Balkan. Zwischenzeitlich gerät selbst die zweite Hauptstadt des byzantinischen Reiches Thessaloniki unter osmanische Herrschaft (1387 bis 1403). Das ehemals große Byzantinische Reich erstreckt sich 1403 nur noch über Konstantinopel und Umgebung, Thessaloniki und Umgebung, einige kleine Inseln in der Ägäis (z.B. Samothraki, Limnos und Imvros) und dem Despotat Mystras (Morea) auf der Peloponnes.
Übergabe Thessalonikis an die Venezianer
Da Konstantinopel sich nicht in der Lage dazu sieht Thessaloniki längerfristig vor den Osmanen zu schützen, wird die Stadt 1420 an Venedig übergeben. Die prächtige Vizehauptstadt des Byzantinischen Reiches wird somit zu einer Provinzstadt Venedigs degradiert. Die Venezianer errichten ähnlich wie die Kreuzfahrer 216 Jahre zuvor eine Schreckensherrschaft über die griechische Bevölkerung. Wieder werden die orthodoxen Kirchen zum lateinischen Ritus konvertiert. Lange kann sich Venedig in Thessaloniki nicht halten. Am 29. März 1430 erobern die Osmanen unter Murat II. Thessaloniki und die Hauptstadt des Byzantinischen Reiches Konstantinopel steht allein da.
Weiterer Versuch das Kirchenschisma zu überwinden
Auf dem sogenannten Konzil von Basel, Ferrara und Florenz zwischen 1431 und 1445 macht der byzantinische Kaiser Johannes VIII. wieder Zugeständnisse an den Papst, in der Hoffnung auf militärische Hilfe gegen die Osmanen. Er sichert zu, die orthodoxe Kirche dem Papst zu unterstellen. Wie auch schon die Union aus Lyon 1274 scheitert die Union von Florenz am Wiederstand des byzantinischen Klerus. "Lieber den Turban des Sultans als die Tiara des Papstes" ist zu dieser Zeit ein trotziger Sinnspruch, der die Stimmung im Kleinstaat Byzanz widerspiegelt.
Beginn der osmanischen Belagerung Konstantinopels
Der Turban des Sultans Mehmed II. kommt früher als den Byzantinern lieb ist. Am 12. April steht Sultan Mehmed II. (Der Eroberer) mit seinem Heer und seiner Flotte an allen Seiten der Stadt. Schätzungsweise hat das Heer Mehmeds II. eine Stärke von 50.000 bis 100.000 Mann. In Konstantinopel stehen Kaiser Konstantinos XI. Palaiologos lediglich 10.000 Mann zur Verteidigung zur Verfügung. Die Schiffsflotte Mehmeds II. hat eine Stärke von 200 Schiffen, die byzantinische Flotte besteht inklusive einiger westeuropäischer Schiffe aus 26 Schiffen.
Hochtechnologie der Osmanen bei der Belagerung
Auch die kriegstechnischen Fortschritte sprechen für Mehmed II. Mehmed II. führt 96 Kanonen unterschiedlicher Größe mit sich, deren beiden größten Geschoße mit einem Gewicht von bis zu 960 Kg verschießen können. Das Wissen um die ehemalige byzantinische Wunderwaffe des Byzantinischen Feuers ist bereits mit der Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzritter des vierten Kreuzzuges 1204 verlorengegangen.
Kaum Unterstützung aus dem Westen
Konstantinopel hofft auf Hilfe aus Westeuropa. Lediglich Genua, Venedig und der Papst Nikolaus V. entsenden Hilfe, wobei insbesondere Genau und Venedig eher um den freien Handel besorgt sind, als an dem Schicksal des Byzantinischen Reiches. Frankreich und England haben gerade erst den 100-jährigen Krieg gegeneinander beendet und sind nicht in der Lage ein Heer zu stellen.
Die Kette über das Goldene Horn...
Der letzte Trumpf Byzanz ist eine schwere Kette, welche die Zufahrt in das Goldene Horn für Schiffe der osmanischen Flotte unmöglich macht. Die Eisenkette wird von der Altstadt Konstantinopels hinüber nach Pera bei Bedarf gespannt. Mehmed II. gelingt es zunächst nicht mit seiner Flotte in das Goldene Horn vorzustoßen, was es den byzantinischen Verteidiger möglich macht, die Seemauern am Goldenen Horn unbewaffnet zu lassen und die wenigen Truppen auf die anderen Mauern zu verteilen.
... und Mehmeds II. Lösung für das Problem
Mehmed II. löst das Problem mit einem Geistesblitz. Nördlich von Galata, verdeckt von einem Hügel und so für die Byzantiner nicht sichtbar, lässt er eine Rampe über Land bauen, mit der es gelingt die Schiffe in den westlichen Teil des Goldenen Horns zu transportieren. Am 22. April erwacht Konstantinopel und Galata und finden das Goldene Horn mit 70 osmanischen Schiffen vor. Da die Verteidigungsmauern am Goldenen Horn nun auch besetzt werden müssen, werden die Verteidigungspositionen an der Theodosianischen Landmauer verringert.
Die Ruhe vor dem Sturm
Mehmed II. gelingt es trotz dieses Coups nicht Konstantinopel zu stürmen. Am 26. Mai versammelt er seine Feldherren und verkündet den endgültigen Angriff auf Konstantinopel für den 29. Mai. Sonntag, der 27. Mai soll für die Vorbereitung, Montag, der 28. Mai zur Regeneration genutzt werden. Am Abend des 28. Mai findet in der Hagia Sophia die letzte christliche Vesper statt.
Sturm auf Konstantinopel am 29. Mai 1453
Gegen 1:30 Uhr am Morgen des 29. Mai beginnt der Sturm auf Konstantinopel. Gegen 5:30 Uhr wird die Kerkoporta, eines der Ausfalltore in der Theodosianischen Mauer, gestürmt und die Osmanen fallen in Konstantinopel ein. Der letzte byzantinische Kaiser Konstantinos XI. Palaiologos stirbt wahrscheinlich im Kampf, sein Leichnam wird jedoch nicht gefunden. Plündernd und Mordend zieht das Heer durch Konstantinopel. In der Hagia Sophia findet in den frühen Morgenstunden der letzte Christliche Gottesdienst statt. Die versammelten Gläubigen werden von den Osmanen in der Kirche Niedergemacht, wobei die Priester die Liturgie weiter zelebriert haben sollen, bis sie von den Osmanen ermordet worden sind.
Legenden um die Eroberung Konstantinopels
Der Legende nach sind einige Priester in eine geheime Seitenkapelle der Hagia Sophia entschwunden und warten darauf, dass ein Konstantinos mit sechs Fingern (Kaiser Konstantinos XI. soll sechs Finger gehabt haben, was ihm den Beinamen Hexadachtilos eingebracht hat) in die Hagia Sophia einzieht und sie wieder christlich wird, um den Gottesdienst an der Stelle wiederaufzunehmen, an der er von den Osmanen unterbrochen worden ist.
Die Nachfolgestaaten des Byzantinischen Reiches
Mit der Eroberung Konstantinopels am Dienstag, den 29. Mai 1453 endet faktisch die Existenz des Byzantinischen Reiches nach über 1.100 Jahren. Die letzten byzantinischen Gebiete werden in den folgenden Jahren ebenfalls durch die Osmanen erobert. Das Despotat Morea fällt 1460, das Kaiserreich Trapezounta, ein Überbleibsel der Kreuzrittereroberung von 1204, fällt 1461 und das Fürstentum Theodoro auf der Krimhalbinsel im Jahr 1475. Einzig die kleine Stadt Monemvasia auf der Peloponnes schafft es zunächst nicht unter osmanische Herrschaft zu kommen. Monemvasia schließt sich als freie Stadt 1463 Venedig an, welches Monemvasia bis 1540 vor den Osmanen schützen kann.
Das Ende des Byzantinischen Reiches
Mit der Eroberung Monemvasias durch die Osmanen ist die lange Tradition des Römischen Reiches, die im Byzantinischen Reich fortgeführt worden ist, als Staatsgebilde nach fast zweitausend Jahren beendet. In Griechenland und insbesondere in Thessaloniki sieht man sich jedoch heute noch in der Nachfolge des Römischen bzw. Byzantinischen Reiches. Selbst in der türkischen Sprache ist dies immer noch erkennbar. Beispielsweise lautet eines der Adjektive für "griechisch" im Türkischen "rum", abgeleitet von römisch.
Linkempfehlungen:
Beschreibung der osmanischen Zeit in Thessaloniki: https://www.thessaloniki-staedtereise.de/thessaloniki-geschichte/thessaloniki-geschichte-osmanisch/